Die Uhr läuft – noch bis zum 20. Oktober haben fünf Schüler der Kurt-Tucholsky-Schule (KTS) in Flensburg die Chance, den mit 10.000 Euro dotierten Publikumspreis im Rahmen des Deutschen Engagementpreises 2017 zu gewinnen. Das Team, bestehend aus Kilian Neugebauer (17), Hanno Christiansen (16), Aliya Findik (16), Nick Gause (16) und Viktoria Schwarz (16), hatte mit seinem „Handyführerschein für Senioren“ im Juni bereits den ersten Preis der bundesweiten „Doing Good Challenge“ gewonnen und sich damit für den Engagementpreis qualifiziert.

„Wir haben den Handyführerschein entwickelt, um in unserer Region etwas Gutes zu tun“, sagt Kilian Neugebauer. „Dass wir damit über die Grenzen Deutschlands hinweg für Aufsehen sorgen würden, haben wir nicht erwartet.“ Verständlich, denn die Idee der Jugendlichen ist eigentlich simpel: Schülerinnen und Schüler der zehnten und elften Klassen erklären älteren Menschen in einer Eins-zu-eins-Beratung die Funktionsweise ihres Smartphones.

Sie beantworten Fragen, passen technische Einstellungen an und üben mit den Teilnehmern den praktischen Gebrauch. Am Ende erhalten die Seniorinnen und Senioren ein Zertifikat – den Handyführerschein.

Mittlerweile wird der Kurs von Einrichtungen wie der Arbeiterwohlfahrt nachgefragt. Sogar die Stadt Flensburg hat das Angebot im Rahmen der bundesweiten Ehrenamtswoche im September gebucht. „Es spricht sich rum in der Region“, bestätigt Aliya Findik nicht ohne Stolz.

Lernen durch Engagement soll ausgebaut werden

Den Anstoß für das Engagement der Jugendlichen hat Lehrerin Marion Schlüter gegeben. Seit Jahren setzt sich die 62-Jährige an der KTS für das Projekt „Lernen durch Engagement“ ein – selbstverständlich ehrenamtlich.

Das Prinzip: Schüler entwickeln aus dem Unterricht heraus Ideen für ein freiwilliges Engagement in ihrer Umgebung. So sind außer dem Handyführerschein auch Stadtrundgänge mit Geflüchteten oder Unterhaltungsangebote für Menschen mit Demenz entstanden.

Das Prinzip stammt aus den USA und ist dort als „Service Learning“ bekannt. Seit 2001 setzt sich die Stiftung Lernen durch Engagement für die Verbreitung der Lehr- und Lernform in Deutschland ein.

Mit Unterstützung der Nordmetall-Stiftung und des Schleswig-Holsteinischen Bildungsministeriums ist es nun gelungen, ein Kompetenzzentrum zu gründen, das Lernen durch Engagement im Norden langfristig bekannt machen und an möglichst vielen Schulen verankern soll.

Geleitet wird das Zentrum seit Anfang August von Marion Schlüter – eine ausfüllende und längst nicht mehr ehrenamtliche Aufgabe. Zeit, um ihren KTS-Schülern für den Deutschen Engagementpreis die Daumen zu drücken, bleibt trotzdem, ist sich Schlüter sicher.