Als Benjamin Ofosu die Hauptschule beendet und die ersten Bewerbungsbriefe verschickt hatte, sah es nicht unbedingt nach einem Happy End aus. Es kamen nur Absagen. Verständlich, denn seine Noten in Mathe und Physik waren eher mäßig. Keine gute Referenz für jemanden, der eine Ausbildung im technischen Bereich machen will.

Nach einer Orientierungsphase geht es ins Betriebspraktikum

Aber dann wendete sich das Blatt. Bei einem Praktikum im Kieler Unternehmen Caterpillar Motoren riet ihm ein Ausbilder, Kontakt mit den Organisatoren von Nordchance aufzunehmen. In diesem Gemeinschaftsprojekt des Arbeitgeberverbands Nordmetall, der Technischen Akademie Nord und der Arbeitsagentur werden Jugendliche durch intensive Begleitung an die Ausbildungsreife herangeführt.

Das Programm beginnt mit einer viermonatigen Orientierungsphase, bei der es nicht nur um Grundlagen wie Deutsch und Mathematik geht, sondern auch um Dinge wie Team- und Konfliktfähigkeit, Pünktlichkeit und individuelle Eignung für einen Beruf in der Metall- und Elektro-Industrie. In der anschließenden Einstiegsqualifizierung absolvieren die Jugendlichen ein siebenmonatiges Betriebspraktikum und werden danach meist direkt in ein Ausbildungsverhältnis übernommen.

Für Benjamin, der in Ghana aufwuchs und 2007 nach Deutschland kam, genau das Richtige. „Ich habe dort verschiedene Berufe kennengelernt, praktische Einblicke in die Arbeitswelt bekommen, meine Kommunikation verbessert und gelernt, in einem Team zu arbeiten“, erzählt er. „Das war eine Riesenhilfe.“

Und tatsächlich, nach einem Praktikum bei Raytheon Anschütz in Kiel klappte es mit der Zusage für eine Lehrstelle. Anfang September 2015 begann Benjamin seine Ausbildung zum Industriemechaniker.

Die Bilanz nach den ersten Monaten fällt durchweg positiv aus, auch aus Sicht seines Ausbilders Björn Mattsson. „Beni passt prima bei uns rein“, sagt Mattsson. „Er hat sich gut in den Arbeitsalltag eingefügt, ist pünktlich, zuverlässig und zeigt Durchhaltevermögen. Und falls es mal Probleme gibt, fragt er selbstständig nach – egal ob es um sprachliche Verständigung oder Fragen in der Berufsschule geht.“

Ein Lob aus berufenem Munde, denn Mattsson kennt sich aus – in den vergangenen Jahren hat er weit mehr als 100 Azubis betreut. Sein Arbeitgeber Raytheon Anschütz hat am Standort Kiel im Schnitt 35 Auszubildende und insgesamt rund 600 Beschäftigte.

Raytheon Anschütz hat bereits mehr als 35.000 Schiffe mit hochwertigen Navigationsanlagen ausgestattet

Das Unternehmen entwickelt und fertigt hochwertige Navigationsanlagen für die kommerzielle Schifffahrt und die Marine. Mittlerweile sind über 35.000 Schiffe weltweit mit Ausrüstung von Raytheon Anschütz unterwegs.

Benjamin Ofosu: „Die Arbeit gefällt mir richtig gut. Eine tolle Firma mit netten Kollegen. Hier will ich bleiben.“

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

Alle Beiträge des Autors