Mirka Derlin (32) lässt sich so schnell nicht aus dem Konzept bringen, dafür hat die erfahrene Fußball-Schiedsrichterin schon zu viel erlebt. Aber einmal hat sie doch gestaunt: „Das war bei einem Spiel in Gütersloh. Da wühlte sich plötzlich ein Maulwurf aus dem Rasen. Alles lachte – und dann hat eine Spielerin den kleinen Kerl hinter die Seitenlinie getragen.“

Die Story ist typisch für die gelernte Industriemechanikerin, die im Kundenservice und Prüffeld des Bad Oldesloer Armaturen-Spezialisten Herose arbeitet. Anstatt von ihrer beachtlichen Fußball-Karriere zu erzählen, spricht sie lieber von einem niedlichen Wühler.

Warum so bescheiden? Mirka Derlin ist schließlich eine der erfolgreichsten Spielleiterinnen Deutschlands. Im März 2016 wurde sie vom Schleswig-Holsteinischen Fußballverband gar als „Schiedsrichter des Jahres 2015“ geehrt, der beste männliche Kollege landete auf Rang drei.

Sie krönte damit ein Jahr, in dem sie zwei Einsätze als Assistentin bei Länderspielen erlebte. Bei den Damen pfeift sie seit 2010 regelmäßig Bundesliga-Spiele, bei den Herren steht sie bis hinaus zur Regionalliga an der Seitenlinie. Aber auch für niedrigere Klassen ist sich die Norddeutsche nicht zu schade. So leitete sie beispielsweise vor einiger Zeit eine Partie der Schleswig-Holstein-Liga zwischen dem TSV Russee und dem TSV Klausdorf in Kiel.

Ihr Anspruch ist stets derselbe: „Möglichst wenig aufzufallen – denn das ist das beste Zeugnis für einen Referee.“ Deshalb zückt Mirka die Rote Karte auch äußerst selten – „und nur dann, wenn es wirklich nicht mehr anders geht“.

Gute Schiedsrichter sind in Deutschland Mangelware – und so kommt die Schleswig-Holsteinerin nicht selten zu drei Einsätzen pro Woche, quer durchs Land. Ein sehr zeitintensives Hobby – „und in diesem Zusammenhang bin ich meinem Vorgesetzten bei Herose sehr dankbar, dass wir immer eine Lösung mit der Arbeitszeit finden“, sagt sie.

Wie wird man denn eigentlich Schiedsrichterin? Bei Mirka Derlin fiel die Entscheidung schon relativ früh. „Bis ich 15 Jahre alt war, habe ich bei Olympia Bad Schwartau selbst Fußball gespielt“, erzählt sie. „Dann wurde ich vom Schiedsrichter-Obmann des Vereins angesprochen, ob ich nicht Interesse an der Pfeife hätte.“ Und damit fing alles an.

Fünfmal pro Jahr steht eine Leistungsprüfung an

Höher als heute kann Mirka Derlin in der Schiedsrichter-Hierarchie aber nicht steigen. Der Grund: „Mit meinen 32 Jahren bin schon zu alt dafür“, sagt sie. „Aber ich bin glücklich mit dem, wie es jetzt ist.“

Die körperlichen Ansprüche sind auch so schon heftig genug. Derlin: „Pro Jahr muss ich in fünf Leistungsprüfungen nachweisen, dass ich konditionell auf der Höhe bin.“

Was gefällt ihr an dem Hobby? Mirka Derlin muss nicht lange überlegen: „Der Schiedsrichter-Job ähnelt der Arbeit eines Projektleiters. Man muss bis zu 200 Entscheidungen pro Spiel treffen, und das in Sekundenschnelle. Außerdem bleibt man fit, kommt viel herum und lernt oft neue Leute kennen.“