Nun hatten wir einige Wochen Zeit, das „Nein“ der Hamburger Wähler zu den geplanten Olympischen Spielen an der Elbe zu verdauen. Der Ausgang des Referendums bedeutet mehr als eine verpasste Chance. Das Olympia-Nein steht auch für eine Haltung in der Bevölkerung, Risiken stärker zu betonen als die Chancen.

Es fehlt der Mut, etwas zu riskieren. Vielleicht auch die Zuversicht und das Zukunftsvertrauen, dass es sich lohnt, solche Herausforderungen anzunehmen, um dann erfolgreich zu sein. Statt selbst zu gestalten, lassen wir uns lieber gestalten. Was für ein ernüchternder Befund zu Beginn des neuen Jahres!

Vielleicht verbirgt sich hinter diesem Phlegma unter anderem eine Scheu vor dem Wettbewerb. Denn dafür steht Olympia ebenfalls: Sich im freien Spiel der Kräfte mit anderen zu messen und Höchstleistungen anzustreben. Dafür muss man sich natürlich anstrengen, nicht erst im Wettkampf selbst, sondern schon lange vorher im Training. Das gilt nicht nur für den Sport, sondern auch für die Wirtschaft.

Deutschland hat bisher im globalen Wettbewerb eine beachtliche Fitness gezeigt. Auch hier gilt es, Medaillenplätze zu verteidigen. Dabei sein ist in der Wirtschaft eben nicht alles: Wer nur dabei ist, gerät ins Hintertreffen und verliert Marktanteile, Wohlstand und Beschäftigung. Denn die Konkurrenz schläft nicht.

Im Frühjahr stehen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektro- Industrie an. Auch da entscheidet sich, ob unseren Unternehmen hier im Norden zusätzliche Hürden aufgestellt werden. Wenn wir im globalen Wettbewerb auf dem Sieger- treppchen stehen wollen, dann müssen wir unsere Betriebe kräftigen, beweglich machen und dürfen ihnen keine Steine in die Schuhe packen. Helfen Sie mit, dass die Tarifrunde keine weitere verpasste Chance wird.