Es soll ja Menschen geben, die so wenig ausgelastet sind, dass ihr Hauptproblem die Langeweile ist. Arbeitswissenschaftler haben dafür sogar einen eigenen Begriff erfunden, sie sprechen in solchen Fällen vom „Boreout-Syndrom“. Bei Jens Steppat besteht diese Gefahr nicht – das Pensum, das der 35-Jährige regelmäßig stemmt, würde für mindestens drei Personen reichen.

Der Nordenhamer hat nämlich nicht nur einen Fulltime-Job als Teamleiter bei Eaton Industries, sondern noch diverse andere Aufgaben: Er engagiert sich im Betriebsrat und in der Gewerkschaft, organisiert regelmäßig Hilfsaktionen, ist Jugend-Fußballtrainer im örtlichen Sportverein und aktiver Basketballer in der Bezirksliga und hält nebenbei ein kleines Bauernhaus in Schuss, das er mit seiner Familie bewohnt. Und wenn dann noch Zeit bleibt, lebt er seine Leidenschaft als Motorrad- und Autoschrauber aus.

Ein Schülerpraktikum war der Einstieg in den Job

Der Niedersachse lacht, wenn man ihn darauf anspricht. „Alles eine Frage der Organisation“, sagt er. „Man muss Prioritäten setzen, dann geht das. Ich habe mich sogar schon mal drei Monate allein um unseren Sohn gekümmert, als meine Frau beruflich in Indien war. Eine echte Herausforderung, aber es hat geklappt.“

Der Betrieb, in dem Steppat arbeitet, ist der kleinste Produktionsstandort des Eaton-Konzerns in Deutschland. Das Werk baut Motorschutzrelais für Kunden aus allen Teilen der Welt und beschäftigt aktuell 38 Mitarbeiter.

Als Jens Steppat dort seine Ausbildung begann, war das Werk noch ein Standort von Felten & Guilleaume. „Das war im September 1997“, erzählt der Industriemechaniker. „Ich kannte das Unternehmen aus einem Praktikum während der Realschulzeit. Es gefiel mir dort so gut, dass ich mich direkt nach der neunten Klasse beworben habe. Und nun kann ich im nächsten Jahr bereits mein 20-jähriges Betriebsjubiläum feiern.“

Damit ist er keine Ausnahme, denn Eaton Nordenham hat eine sehr geringe Fluktuation. Die Personalverantwortliche Anke Horn: „Hier kennt jeder jeden, und wir haben einen sehr familiären Umgang miteinander. Wer einmal bei uns gelandet ist, will meist gar nicht mehr weg.“

Das gilt auch für Jens Steppat. „Wir sind zwar klein, aber das ist eher ein Vorteil als ein Nachteil“, sagt er. „In großen Konzernen macht man als Mitarbeiter oft das Gleiche, Tag für Tag. Hier hat man jede Menge Abwechslung, weil jeder Beschäftigte mehrere Funktionen gleichzeitig übernehmen muss. Das verlangt viel Engagement, läuft aber prima, wenn alle mitmachen.“

Es ist eben alles eine Frage der Organisation.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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