Wer hätte das gedacht? Die Amerikaner haben Donald Trump tatsächlich zu ihrem Präsidenten gewählt.

Die gute Nachricht ist: Die Schockstarre, die danach vor allem Europas Politik erfasste, ist mittlerweile überwunden. Und die Abneigung vieler Deutscher gegen den Milliardär mit den ruppigen Sprüchen und isolationistischen Ideen ist nach ersten moderaten Auftritten des „President elect“ einer leisen Hoffnung gewichen: Am Ende könnte auch in Washington die Einsicht bewahrt werden, dass freier Handel eine wichtige Basis für Wachstum und Wohlstand ist.

Die Hanse-Kaufleute an Norddeutschlands Küsten wussten das schon lange, bevor es die Vereinigten Staaten von Amerika gab. Heute exportiert die norddeutsche Metall- und Elektro-Industrie ihre Produkte in die ganze Welt. Die USA sind dabei, noch vor China, unser wichtigster außereuropäischer Absatzmarkt.

Daran nichts zu ändern, sollte auch Trumps ureigenes Interesse sein: Arbeitsplätze und Auskommen auf beiden Seiten des Atlantiks mehrt man nicht durch neue Zollschranken, sondern nur durch freien Warenaustausch.

So wie die Amerikaner weiter unsere Autos und Maschinen kaufen werden, so wollen auch hierzulande viele Menschen weiter Druckertechnik oder Schiffsmotoren, Fast-Food oder Marken-Ketchup von US-Firmen nutzen.

Viel sicherer wären wir übrigens hier wie dort, wenn TTIP bereits in trockenen Tüchern wäre. Mit einem Abkommen zwischen Europa und den USA, das nicht nur den Freihandel, sondern auch Sozialstandards fair organisiert, hätte die Welt heute mehr Schutz vor Alleingängen einer nur noch schwer kalkulierbaren Supermacht. Vor diesem Hintergrund dürfte mancher, der vor Monaten lautstark gegen TTIP demonstrierte, den Vertrag inzwischen anders bewerten.

Was bleibt, ist die Erkenntnis: Die deutsch-amerikanische Freundschaft hat vieles überstanden. „To make America great again“ braucht nicht engstirniges Festhalten an Vorurteilen, sondern Offenheit im Handel(n) wie im Geiste – auf beiden Seiten des Atlantiks.